Maurerloabi, was is des für ein Wort?…*
Dass ein Maurer beständig Hunger und vor allem Durst hat, gilt als symptomatischer Tat-bestand. Gar mancher Witz rankt sich darum. Am Ende des Beitrags erzähle ich Ihnen einen Maurerwitz!
Woher kommen diese Stereotypen? Die Arbeit des Maurers begann zeitig am Tag und war, weit mehr als heute, körperliche Schwerstarbeit. Zudem war das Baugewerbe früher Saisonarbeit. Gebaut wurde in den Sommermonaten. Anstrengung und Hitze! Der daraus resultierende Flüssigkeitsverlust musste ausgeglichen werden – und zwar mit Bier! Zugegeben: Im Gegensatz zum oft unsauberen Wasser war es ein reines Getränk, die darin enthaltenen Bitterstoffe ein guter Durstlöscher und als »Scheps« (Dünnbier) weit entfernt vom Alkoholgehalt der heutigen Biere. Wohlgemerkt: früher! Das erste alkoholfreie Bier kam Ende der 1970er-Jahre auf den Markt! Doch Hand aufs Herz: Gelten landläufig nicht heute noch Bauarbeiter als besonders trinkfest, und dies trotz entsprechender Gesetze, die den Alkoholkonsum am Arbeitsplatz generell verbieten?
Was hat es nun mit dem »Maurerloabi« auf sich?
Richtig: Die Maurer haben sogar einer Semmel den Namen gegeben! Wie es dazu kam, weiß man nicht. Aber die Maurer zählten wohl zu den Hauptabnehmern der Brötchenvariante. Denn im Gegensatz zur sogenannten Kaisersemmel aus hellem Weizenmehl wurde ein »Mauerloawe« (oberbayerisch!) aus Natursauerteig hergestellt und mit Kümmel gewürzt, und war entsprechend billiger. Maurersemmeln verzehrte in der Vergangenheit also hauptsächlich die ärmere Bevölkerung, zu der eben auch die Maurer zu rechnen waren, und weil Arbeit hungrig macht, wurden »Maurerloawen« als Doppelsemmeln gebacken und pünktlich wie die Maurer zur Brotzeit verzehrt.
Übrigens: Unter dem Label ›Münchner Brotzeitsemmeln‹ erlebt das »Maurerlaiberl« (Laiberl: kleiner Brotlaib) als sogenannter Passagier der Arche des Geschmacks in der Slow-Food-Bewegung gegenwärtig ein Revival.
Zu guter Letzt:
* ›Maurerloabi‹, Musik und Text von Kurt Hertha, Mitte 20. Jahrhundert. – Zitiert aus: So lang der Alte Peter. Münchner Liederbuch, hg. v. Eva Becher und Wolfgang A. Mayer, München-Hamburg 2008, 200.