26. November bis 3. Juli 2022
Nahe bei Frankfurt a.M. liegt Kronberg, eine der bedeutendsten deutschen Künstlerkolonien. Das Städtchen im Taunus wurde von etwa 100 Künstlern besucht, u.a. W. Trübner, H. Thoma und C. Morgenstern. Als eigentlicher Gründer der Künstlerkolonie gilt der Maler Anton Burger (1824–1905), der sich nach einer Parisreise 1858 dort niederließ. Viele der nachfolgenden Maler stammten aus Frankfurt. Mit der Verlagerung ihres Lebensmittelpunkts in den Taunus reagierten sie auf die zunehmende Industrialisierung und technisierte Großstadtkultur. Der Gasthof »Zum Adler«, der den Künstlern Unterkunft und Verpflegung bot, diente auch als Begegnungsstätte. Dort wurde manch legendäres Künstlerfest gefeiert. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten wohlhabende Frankfurter Bürger Kronberg als Erholungs- und Ferienort. Als sich mit der kunstsinnigen Victoria von Preußen eine echte Kaiserin hier niederließ, war es mit der romantischen Abgeschiedenheit vorbei. 1888 erwarb sie von einem Frankfurter Bankier die sog. Villa Schönbusch und ließ sie zu ihrem Witwensitz umbauen. Zu den Landschaftsmalern gesellte sich fortan eine gesellschaftlich ausgerichtete Künstlerschaft, die in engem Kontakt zur Kaiserin stand. Sie wandte sich in erster Linie der Porträt- und Historienmalerei zu. Mit dem Triumph des Impressionismus löste sich die Künstlerkolonie allmählich auf. Hatte der Zuwachs der Malerkolonie bereits nach dem Tode Burgers 1905 stark abgenommen, konnte sie auch die junge Künstlergeneration nicht wieder beleben. 1948 starben mit Fritz Wucherer und Emil Rumpf ihre letzten offiziellen Vertreter.
Bild: Anton Burger, Mädchen im Maien