Aloys Georg Fleischmann (1880 – 1964) – Von Bayern nach Irland – Ein Musikerleben zwischen Inspiration und Sehnsucht
22. Oktober 2010 – 13. März 2011
1906 verließ Aloys Georg Fleischmann (1880 – 1964) der Liebe wegen seine bayerische Heimat. Der junge Komponist und Kirchenmusiker, der bei Joseph Rheinberger an der Münchner Musikhochschule studiert hatte, konnte bereits auf musikalische Erfolge blicken. Im südirischen Cork, der Heimatstadt seiner deutschstämmigen Frau Tilly, einer Pianistin, wurde er Domkapellmeister. Geprägt durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Künstlerkolonie Dachau und die lebhafte Kunst- und Musikszene Münchens wurde er rasch zu einer bedeutenden Integrationsfigur für die nach kultureller Identität strebenden Iren. Er intensivierte den Kulturaustausch mit dem Kontinent, gründete eine Reihe von Chören und unterstützte den Aufbau kultureller Institutionen.
Doch der „Herr“, wie ihn die Corker bis zu seinem Tod respektvoll nannten, blieb zeitlebens Exilant. »Sehnsucht ist eine mir angeborene und nicht zu stillende Quälerei«, schrieb er an seine Frau Tilly. Trotz einer ungebrochenen Schaffenskraft blieb sein Leben von Heimweh überschattet. Bis 1961wirkte er als Kirchenmusiker, Musikpädagoge und Komponist. Er hinterließ ein umfangreiches Oeuvre von rund 400 Kompositionen, darunter Bühnenwerke, vokale und instrumentale Kirchenmusik, weltliche Chor- und Instrumentalmusik und fast100 Kunstlieder.
Die Dachauer Weihnachtsspiele, vor allem sein Bühnenwerk »Die Nacht der Wunder« (1905) brachten ihm den künstlerischen Durchbruch und stehen am Beginn einer Tradition, die bis zu den Oster- und Weihnachtsspielen Carl Orffs und den Salzburger Adventssingen Tobias Reisers reicht. Als Kirchenmusiker und Musikpädagoge hatte er entscheidenden Einfluss auf eine Reihe irischer Komponisten und Musiker der nachfolgenden Generation.
Anders als sein Sohn Aloys ‚Og‘ Fleischmann, der in Irland mit dem „Fleischmann Centenary 2010“ gefeiert wird, geriet Aloys Georg Fleischmann nach seinem Tod allmählich in Vergessenheit.
Die Ausstellung im Bezirksmuseum Dachau will Aloys Georg Fleischmann in das Gedächtnis seiner Heimatstadt zurückholen und ihren Beitrag zur Wiederentdeckung seiner zu Unrecht vergessenen wunderbaren Musik leisten.