28. April 2023 – 15. September 2024
In allen Agrarkulturen zählt der Bäcker neben dem Müller zu den ältesten Handwerksberufen, auch wenn es Brot, wie wir es kennen, nicht überall auf der Welt gibt. Längst setzt die Konkurrenz der Industrieproduktion dem Bäckerhandwerk zu. Nichtdestotrotz steht es wie kein anderes Nahrungsmittel für Sattwerden und Wohlstand. Noch heute gilt der alte Spruch »Wo Brot, da keine Not«. Die Ausstellung veranschaulicht diese elementare Bedeutung in Legenden, Märchen, Liedern und Redensarten. So genannte Hungersemmeln, Lebensmittelmarken u. a. erinnern an die Zeiten des Mangels. Bis ins frühe 19. Jahrhundert war Brot das am meisten verspeiste Lebensmittel. Mehltruhen, Molter, Brotschieber und -steigen sind aus der Zeit, in der das Brotbacken noch zum Alltag gehörte. Doch auch beim Backen kamen mit der Zeit immer mehr Geräte und Maschinen zum Einsatz. Eine Aufschleifmaschine aus den 1950er-Jahren steht für den Einzug halbmechanischer Geräte in das Bäckerhandwerk.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der symbolischen Bedeutung des Brots, das im Christentum als heilig gilt. Gebildbrote, Sinn- und Festtagsgebäcke bereicherten den Alltag der Menschen. Diese Innovationskraft ist im Bäckerhandwerk nach wie vor groß. Es pflegt Traditionen wie Osterfladen und -lämmer, Lebkuchen und Allerseelenwecken, formt aber auch neues Brauchtums- und Sinngebäck wie Martinsgänse, Erntedankbrote oder Schlüssel zur Übergabe eines Neubaus.
Ein vielseitiges Rahmenprogramm und Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Bäckereien bieten Einblicke in den handwerklichen Herstellungsprozess von Backwaren und in die wirtschaftlichen Verhältnisse des Bäckerhandwerks in Dachau und im Landkreis.
Bild: Backstube der Bäckerei Reim in Dachau, um 1918, Slg. Waltraud Fellner Dachau