Das Wandern ist des Müllers Lust…
Keine Angst, Sie müssen nicht Vorsingen, wenn Sie zu uns kommen! Doch gibt es nun mal unzählig viele Handwerkslieder und dasjenige vom wandernden Müller erzählt viel über altes Handwerk, wie zum Beispiel, dass der Geselle erst für eine bestimmte Zeit auf die Walz (Wanderschaft) gehen musste, bevor er Meister werden konnte. Daher müsst’ es wohl ein schlechter Müller sein, dem niemals fiel das Wandern ein…
Als im 16. Jahrhundert allmählich Familiennamen entstanden, geschah es sehr häufig, dass der Beruf, den einer ausübte, zu seinem Nachnamen wurde. Heute ist »Müller« der häufigste Familienname im deutschsprachigen Raum. Zwei Portraits aus Petershausen belegen dies: Müllermeister Josef Müller stammte aus der Mühle in Oberhausen. Nach dem Kauf der alten Mühle in Petershausen verrichtete er dort sein erlerntes Handwerk. Schon seit vielen Generationen waren und hießen seine Ahnen Müller – wie übrigens auch die Vorfahren des Fußballprofis Thomas Müller.
Obwohl der Beruf des Müllers ein typisches Männerhandwerk war, gab es auch Müllerinnen. Dann nämlich, wann der Müller verstorben war. In diesem Fall konnte die Witwe das Hand-werk über eine gewisse Zeit hinweg selbständig weiterführen. Eine gelernte Müllerin hin-gegen war undenkbar. Auch nach der Gewerbefreiheit um der Mitte des 19. Jahrhundert änderte sich daran nicht viel und war eine Frau in diesem Handwerk höchst selten. So ist es geblieben, trotz des gegenwärtig leichten Anstiegs an kleinen Mühlen im Trend zur Direktvermarktung.
Die Müllerin der ehemaligen Hubermühle in Erdweg bildete eine Ausnahme. Sie erlernte das Handwerk des Vaters und schloss 1977 mit der Meisterprüfung im Müllerhandwerk ab. Heute ist der Müllerberuf durch die Ausbildung zum/zur Verfahrenstechnologen/-in in Mühlen- und Getreidewirtschaft ersetzt.
Übrigens: Das Wandern ist des Müllers Lust ist der Anfang eines Gedichts von Wilhelm Müller(!), das der Dichter 1821 in der Sammlung ›Die schöne Müllerin‹ veröffentlichte. Zwei Jahre danach wurde es von Franz Schubert im gleichnamigen Liederzyklus vertont. Zu einem der bekanntesten deutschsprachigen Wander- und Volkslieder wurde es allerdings in der Fassung des Leipziger Musiklehrers Carl Friedrich Zöllner von 1844.